Rabenmutter

Ich bin eine Rabenmutter, weil…

… ich mir morgens schon mal mit einem: “Im Speiseschrank stehen Kekse.” eine halbe Stunde mehr Schlaf erbeutet habe, wenn der Sohn um halb 6 “Mama, die Sonne scheint!” krächzend ins Schlafzimmer hüpfte.

… weil ich einfach mal nicht hinhöre und -sehe, wenn der Sohn das Badezimmer “putzt” – inklusive aller auffindbaren Zahnbürsten, Rasierer, Rasierschaum, unentwegt laufenden Wasserhahn (ja, ich weiß. Wasserknappheit in bestimmten Erdteilen und so…) und verwüstetem Toilettenpapier. Nur, damit ich in Ruhe einen Kaffee trinken kann.

… weil ich den Sohn regelmäßig dazu zwinge, mit mir spazieren zu gehen. Oder überhaupt mal draußen zu spielen. Letztens fragte mich ein Kind: “Können wir draußen spielen?” – Da zuckte ich regelrecht zusammen, MEIN Sohn hat mich noch NIE sowas gefragt. Er ist ein Stubenhocker durch und durch.

… weil ich dem Sohn ein großes Playmobil Piraten Schiff gekauft habe, nach einer Impfung. Ich sagte ihm im Vorfeld, er bekäme es, wenn er eine Spritze bekommen hätte. Ich tat es aus reinstem Selbstschutz: Es gibt nichts Schlimmeres, als ein um sein Leben brüllendes und um sich schlagendes Kleinkind, wenn der Arzt mit der Spritze kommt…. das mit der Impfung hat dann auch erstaunlich gut geklappt.

… weil es hier regelmäßig “Mamazeiten” gibt, in denen ich dem Kind ganz klar sage: “Jetzt hab ich eine Pause, in der ich mich kurz mit einem Tee an den Schreibtisch setze.” Er darf dann mit seinem Spielzeug spielen, aber nicht mit mir – ich hab dann eben Zeit für mich.

Und so weiter und so fort… 😉 über den pädagogischen Gehalt dieser Maßnahmen müssen wir uns nicht streiten, ich bin ein ganz großer Freund von pädagogisch wertvollem Blödsinn.

Entbindung im Krankenhaus

Wenn es um unsere Kinder geht, ist unsere Gesellschaft derzeit übersensibilisiert. So jedenfalls empfinde ich das. Es ist schön, dass wir auf das größte in unserem Leben achten, aber andererseits wird dabei auch oft das in der Bloggerszene gerne und oft propagierte “Bauchgefühl” zerstört. Nein, besser gesagt, noch im Krankenhaus direkt nach der Geburt im Keim erstickt. Wie ich darauf komme?

Ich habe gerade frisch entbunden, das zweite Kind, ein kleines (wunderhübsches) Mädchen und wir werden in unser Zimmer gerollt (Ich bin schon jetzt ein wenig grantig, dass ich nicht selbst laufen darf). Zehn Minuten lang habe ich Zeit, am weichen Flaum meines Babys zu schnuppern, dann geht die Tür auf und eine Frau in rosa Kittel steht vor mir:
“Guten Tag! Ich möchte mich kurz vorstellen: Mein Name ist Ursula, ich bin diensthabende Krankenschwester auf der Station. Wenn Sie was brauchen, melden Sie sich bitte!” Ich nicke artig und schnuppere weiter an meinem duftenden Baby. Ich genieße die Ruhe und bin froh, endlich ein bisschen kuscheln zu dürfen. Ungefähr fünf Minuten lang jedenfalls. Dann wird die Tür erneut aufgesprengt und eine Frau in weißem Kittel steht vor mir:
“Guten Tag! Ich bin diensthabende Ärztin auf der Station, mein Name ist Bärbel. Ich muss einmal kurz Blutdruck messen bei Ihnen.” Sie wurschtelt an mir herum und verschwindet wieder. Ich atme auf und vergrabe meine Nase wieder in Babyhaaren, da geht die Tür wieder auf (und mein Puls schnellt so langsam in die Höhe):
“Halloooooo”, flötet Ursula erneut,
“haben Sie schon gepinkelt? Sie müssen pinkeln. Sonst gibt das einen Katheder. Also gehen Se ma, ja? Und lassen Sie die Tür auf, Sie könnten umkippen.”
Ich erkläre, dass ich 1. nicht muss und 2. ganz sicher nicht pinkeln kann, wenn da eine Frau im offenen Türrahmen steht und nur darauf wartet, dass ich pinkele.
“Nun guuuuut, dann schick ich Ihnen den Arzt, der legt Ihnen einen Katheter!” OOORRRRRR.

Es ist Abend. Mein Baby hat in die Windel gemacht. Auf dem Zimmer finde ich alles, was ich brauche, um sie zu wickeln und da mich bisher niemand auf das Babywickelzimmer aufmerksam gemacht hat und hier eben alles vorhanden ist, gehe ich davon aus, dass es jenes wohl auch nicht gibt. Ich wickele mein wohlgemerkt zweites Baby. Zufrieden schlummern wir ein. Die Tür geht zum gefühlt hunderten mal auf. Ursula steht in der Tür.
“Sie sollten Ihr Baby langsam mal wickeln.”
“Das habe ich schon gemacht.”
Schweißperlen sammeln sich auf Ursulas Stirn.
“Wie, Sie haben Ihr Baby schon gewickelt? Das geht doch aber nicht, das müssen wir schon zusammen mal machen!”
“Hier ist ja alles, was ich brauche.”
Ursula tippelt nervös von einem Fuß auf den anderen.
“Das geht aber so nicht! So ist das nicht vorgesehen.”
Ich gucke sie ratlos an. Gewickelt isse ja nun schon. Und nu?
“Wo ist die Windel jetzt?”
“Im Mülleimer. Wo sonst?”
Ursula beginnt, hektisch im Mülleimer zu wühlen, findet das Objekt der Begierde und drückt es fest an die Brust.
“Das nächste Mal kommen Sie bitte ins Babyzimmer!”
Ich nicke artig.

Die Nacht verläuft ruhig, nur zweimal stellen sich mir zwei Ärzte, Putzfeen, Krankenschwestern, waszumkuckuckauchimmer, vor. Um sieben geht die Tür wieder auf:
“Hallooooo,” quäkt es mich an, “ich nehme jetzt mal Ihr Baby mit”, flötet es weiter und grabscht doch tatsächlich nach dem schlafenden Bündel auf meinem Bauch. Mein Puls schnellt in schwindelerregende Höhen.
“Sie nehmen mein Baby nirgendwohin mit! Was wollen Sie denn überhaupt?”
“Blut abnehmen. Wegen der Gelbsucht.”
“Gut. Ich komme mit.”
“Neeee. Gehen Se mal duschen!” (SEHR diplomatisch von der Dame! Ich bin aber lieber mitgegangen!)

Irgendwann im Laufe des Tages habe ich den Eindruck, das kleine Mädchen würde gerne nuckeln, ohne dass sie ununterbrochen essen/trinken muss. Ich gehe zur Station und frage nach einem Schnuller. Große Augen gucken mich an.
“Einen Schnuller?”, werde ich gefragt. Ja, genau. Dieses böse Ding, das mein Baby GARANTIERT saugverwirren und irritieren wird. Genau das hätte ich gerne.
“Das geht nicht.”
“Warum denn nicht?”
“Sie müssen erst einmal zur Saugberatung.”
“Zur was?”
“Zur Saugberatung. So ein Schnuller gefährdet das Stillen.”
Ich gehe nicht zur Saugberatung, sondern bitte den Bären, doch einen sterilisierten Schnuller von zuhause mitzubringen. Das Stillen klappt übrigens wunderbar, hat es von jeher, auch MIT Schnuller.

Ich könnte endlos so weiter machen. Da wäre noch das Stillprotokoll, wo man bitte jedes Stillen mit genauer Zeit- und Brustangabe einträgt und das dann mehrmals kontrolliert wird. Ich habe das Ding gleich in den Mülleimer verfrachtet – wer soll SO denn noch entspannt stillen können?

Entspannt war´s im Krankenhaus jedenfalls nicht, gefühlt habe ich mich wie in einem Irrenhaus, aber das schlimmste: Ich fühlte mich ganz schlimm fremdbestimmt. Traf ich eigene Entscheidungen bezüglich meines Kindes, wurden die sofort in Frage gestellt und mir suggeriert, ich müsse jeden Pups mit jemanden besprechen.

Dass da kein Bauchgefühl entstehen kann, naja….

 

 

“Sagst du bitte Hallo?”

Über Gepflogenheiten und Wohlerzogenheit.

Es gibt da eine Sache, über die ich mich wirklich schon sehr lange ärgere. Es handelt sich vielmehr über eine immer wiederkehrende Situation, die folgendermaßen verläuft: Ich komme mit dem Sohn irgendwohin, zu Freunden, Familie, Bekannten und an der Haustür fordere ich mein Kind stets dazu auf, doch bitte “Hallo” zu sagen (oder eben auch “Tschüss”). Macht Sohni das hingegen seiner Gewohnheit nicht, begebe ich mich auf Kniehöhe, schaue ihn an und erkläre ihm, dass das sehr wichtig und höflich sei und er das bitte tun soll. An dieser Stelle winken 99% der “Betroffenen” ab und meinen, das müsse er nicht, das sei gar nicht wichtig und überhaupt (Killerargument schlechthin): “Meine Kinder machen das auch nie!”
Ich widerspreche dann. Erkläre, mir sei das wichtig, ich lege da Wert drauf. In diesem Augenblick werde ich in 99% der Fälle angesehen, als wäre ich ein grüner Marsmensch, der keine Ahnung hat, wie das auf dem Planeten Erde so läuft.

Ich denke, dass ich für heutige Verhältnisse schon streng erziehe. Ich sage auch bewusst “erziehen”, denn es gibt einfach Dinge und Werte, die ich meinen Kindern vermitteln möchte, wie eine Art Werkzeug, mit dem sie sich später im Leben behelfen können. Ich mach das ja nicht, um mein Kind zu quälen, sondern weil er ein Kind ist, das einfach kein Gefühl dafür hat, dass es vllt. unhöflich ist, wenn man jemanden an der Tür nicht mit “Hallo” begrüßt, sondern den Besuch ignoriert. Sicher wird er durch unbewusste Nachahmung ohnehin von selbst “hallo” sagen lernen, aber eben nur unbewusst. Ich möchte aber, dass ihm bewusst ist, dass das wichtig ist.

Am Wochenende waren wir bei Fremden zu Besuch, klingelten und ein kleiner vierjähriger Junge öffnete uns die Tür, lächelte und reichte uns die Hand. Das erlebe ich so selten, dass ich sofort ein gutes Bild von dem Kind hatte, gleich empfand: “aus dem wird mal was” – überspitzt ausgedrückt!! Genau das möchte ich für meine Kinder. Es ist soviel einfacher für einen Menschen, durchs Leben zu kommen, wenn andere Menschen ein gutes Bild von ihm haben oder wenn man weiß, wie man mit Menschen umgeht, wie man sie auch gewissermaßen durch kleine Gesten und Höflichkeiten für sich gewinnt.

Genauso “bitte” und “danke”. Ein “Danke” bringt dem anderen einfach Wertschätzung und Achtung entgegen und ich glaube fest daran, dass alles, was man gutes in die Welt hineinträgt, auch zu einem zurück kommt. Und natürlich der vereinfacht ausgedrückte Kategorische Imperativ nach Kant: “Behandle die Menschen stets so, wie du selbst behandelt werden möchtest!”

Ich glaube nicht daran, dass es gut für meine Kinder ist, sie selbst zuviel “machen zu lassen” und ihnen die Freiheit zu geben, solche Sachen selbst zu entscheiden, weil sie ja keine Hunde sind, die dressiert und abgerichtet werden müssen. Vielmehr glaube ich, dass gerade aufgestellte Regeln Sicherheit vermitteln und den Kindern einen Rahmen, in dem sie ganz ungerührt Kind sein dürfen, weil die Regeln nunmal nicht diskutiert und angezweifelt werden – sie werden gemacht. Alles, was reglementiert ist, ist für ein Kind eine Sache, über das es nicht weiter nachdenken muss – damit ist in seinem Kopf wieder mehr Platz für alles, worüber es tatsächlich nachdenken möchte – z.B. warum Sonnenstrahlen aus der Sonne wachsen oder warum sich der Mond um die Erde dreht (das sind jedenfalls die hier derzeit angesagten Themen).

So und nun steinigt mich!

 

Geschwister

Mal was über den Geschwisterplüsch im Hause Rabaukin.

Ich bin ohne Geschwister aufgewachsen. Als Einzelkind also. Umso spannender finde ich die Herausforderung, meinen großen Spross an das Geschwister-Dasein heranzuführen. Schon während der Schwangerschaft habe ich mich viel mit ihm diesbezüglich beschäftigt und ging davon aus, dass er unser Baby erst einmal ignorieren würde, wenn sie da ist. Aber weit gefehlt! Mein Sohn überraschte und erstaunte mich, als er in das Krankenhauszimmer reinstürmte und gleich: “Wo is´das Baby? Mami? WO is das BABY?” hyperventilierend brüllte und aufgeregt um das Bett herum tänzelte, sich auf Zehenspitzen stellte, um einen kleinen Blick auf das schlafende Bündel Mensch zu erhaschen.

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Er liebt seine kleine Schwester. Diese Herzlichkeit und Wärme in meinem Sohn rührt mich jeden Tag. Der kleine Rabauke, der laut und wild ist, sich aber sonst sehr schwer tut, Menschen in sein Herz zu lassen. Zwar ist er offen und kommunikativ, aber es gibt nur wenige ausgewählte Menschen, die er in sein Herz geschlossen hat – diese liebt er aber auch mit Inbrunst und von ganzem Herzen auf eine ganz besondere unerschütterliche Weise. Er will sie kuscheln, bei sich im Bett haben, sie küssen und “liest” ihr Geschichten aus seinem Feuerwehrbuch vor. “Sie is meine LIEBLINGSSwesta!”, ertönt es mindestens einhundertausend mal am Tag.

Von Eifersucht also keine Spur? So dachte ich zu Beginn, aber das war natürlich Unsinn. Doch, er ist eifersüchtig. Nur “verarbeitet” er das nicht durch Wut auf den kleinen Menschen, sondern fordert einfach viel viel mehr Aufmerksamkeit und Kuscheln als zuvor. Zudem möchte und kann er gerade keine Minute lang alleine sein. Also wird hier gerade ein Gang runter geschaltet und ich versuche, möglichst viel und weit auf seine Bedürfnisse einzugehen. Da ich selber keine Geschwister hatte, kann  ich mir nur schlecht vorstellen, was in ihm vorgeht, was überhaupt die Beziehung zwischen Geschwistern ausmacht. Das ist ein Zauber, der mir im Leben verwehrt blieb, umso behutsamer möchte ich ihn in unserer Familie anfassen.

“Der Mond hat mir zugeblinzelt!”, flüsterte mein Sohn gestern Abend im Bett, als wir Michel aus Lönneberga gelesen und ich ihn gefragt hatte, was heute ganz besonders toll war.

 

Gesellschaftsspiele

Spielen ist nur was für Kinder?

Ich habe es gehasst. Also als Kind: Gesellschaftsspiele. Bei Mensch ärgere dich nicht habe ich mich tatsächlich in der Regel grün und blau geärgert, was konsequenterweise zu großem Amüsement bei den übrigen Mitspielern auslöste und was mich zu noch mehr Weißglut trieb. Nee, als Kind spielte ich lieber allein und für mich. Und den Sinn sah ich im Spielen auch nicht: Wozu sollte das gut sein, wohin sollte das führen, das Spielen mit Figuren und Brettern? Es erschien mir sinnlos. Man lernte nichts und es gab mir auch sonst nichts.

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Stattdessen liebte ich Rollenspiele, die ich alleine spielte. Mein damaliger Kinderpsychologe und meine Erzieher waren sich stets einig darin, dass ich viel zu verarbeiten hatte und das auf diesem Wege täte.
Es gab nur ein einziges Spiel, das mich an dunklen Winterabenden im Kerzenschein faszinieren konnte: Schach. Ich verbrachte viele Stunden damit, mit meinem Vater Schach zu spielen. (Auch da ärgerte ich mich regelmäßig, weil ich immer verlor. Ich warf meinem Vater schon mal vor, wie pädagogisch unklug es war, mich nicht wenigstens ab und zu mal gewinnen zu lassen… ;-))

Meine Gleichgültigkeit gegenüber dem Spielen änderte sich im Laufe der Jahre nie. Doch dann bekam ich Kinder. Und plötzlich passierte etwas in mir und mittlerweile verhält es sich so: Ich LIEBE Gesellschaftsspiele! Seitdem mein Sohn eineinhalb ist, muss er mit mir spielen. Sein erstes Spiel ist “Obstgarten” von HABA – eine absolute Empfehlung, das Spiel ist nämlich auch heute noch mit seinen 3 Jahren angesagt. Mit der Zeit hat sich unsere Spielesammlung erweitert und wir spielen wirklich viel.

Denn was ich als Kind nicht verstand, heute aber umso mehr: Das gemeinsame Spielen ist eine Möglichkeit, alle Familienmitglieder an einen Tisch zu bekommen und gemeinsam etwas zu tun, gemeinsam Zeit zu verbringen, zu lachen, sich zu ärgern, nachzudenken und einfach mit den anderen zu sein. Hier wird also gespielt und es gibt für mich eigentlich nichts schöneres, als wenn alle Kinder am Tisch sitzen und miteinander spielen. (In der Zeit kann auch schlecht gezankt oder die Wohnung verwüstet werden.)

Mein Sohn kann mit seinen drei Jahren übrigens schummeln wie ein Weltmeister. So trug es sich zu, dass wir eines Nachmittags sein Angelspiel spielten, bei dem im Becken, in das man nicht hinein schauen darf, Fische heraus geangelt werden müssen. Ich trug ihm auf, das Spiel aufzubauen, während ich auf dem Handy eine Nachricht nachlas. Er sagte “fertig” und ich durfte sogar anfangen…. ich angelte also: nichts. Und dann wieder: nichts. Und immer noch nichts. Mein Sohn kringelte sich derweil vor Lachen… er hatte die Fische nicht ins Becken getan, sondern sich auf sie drauf gesetzt, damit ich sie nicht mehr sehen kann. Pfff!

 

Die Favoriten des Sohnes sind übrigens “Fritz Froschprinz” von Haba und “Mein erstes Mitmachspiel” von Ravensburger, das auch ich und bisher alle Besuchskinder sehr lieben. Es handelt sich um ein Aktivitätsspiel, das auch nervöse Hummeln in seinen Bann zieht, weil man eben nicht nur ruhig am Tisch sitzen muss.

Mein Lieblingsspiel ist übrigens nach wie vor Schach. Manche Dinge ändern sich eben doch nie.

Campus Kinder: Eltern studieren

Mal was über Kinder an der Uni!

Ich bin ein großer Freund vom Studieren mit Kind – und das nicht allein, weil Kinder von Studenten umsonst in der Mensa essen dürfen. Als ich meinen Sohn das erste Mal mit in eine Vorlesung schleppte, war er eineinhalb. Es war achtzehn Uhr, der Vorsaal voll und still angesichts des Professoren, der gerade die Frage stellte: “Was genau ist ein Argument?”
In just diesem Augenblick brüllte Sohn quer durch den Saal: “Audo brumm BRUMM!” Der Saal lachte, der Prof grinste und erklärte trocken: “Nein. Das ist KEIN Argument.”

Prinzipiell hab ich die Erfahrung gemacht, dass man kleine, immerzu in der Manduca schlafende Babys gut mit in Vorlesungen nehmen kann. Kleinkinder dann schon eher nicht so, es sei denn, man stört sich nicht an Autos, die zwischen den Beinen mit einem gebrummten Fahrton umher geschoben werden. Werden die Kinder aber größer und können auch mal mit malen, puzzlen, Bücher angucken oder einem pöhsen pöhsen YouTube-Filmchen beschäftigt werden, kann man das gut vereinbaren. Die meisten Professoren und Dozenten sehen das locker.

Und für meinen Sohn gibt´s nichts tolleres, als den Kiga für die Uni schwänzen zu dürfen!

Als Student kann man seinen Stundenplan selber so zusammen bauen, dass es mit Betreuungszeiten passt. Man kann mit Professoren auch schon mal eine Sonderregelung vereinbaren oder gar einen Härtefallantrag für das Verschieben von Prüfungen stellen. Es gibt Wickel- und Stillräume und einen Elterntreff für Studenteneltern. Ganz wichtig: Kitas, die mit der Uni zusammen arbeiten und präferiert Kinder von Studis aufnehmen. Sogar das physikalische Institut hat einen Stillraum!
Gut, das trifft jetzt erstmal nur auf meine Uni zu, aber generell glaube ich, dass Studenten mit Kindern an Universitäten schon länger etabliert und keine Seltenheit mehr sind.

Student ist schon ein luxuriöser Job mit Kind – wenn nicht das finanzielle wäre. Klar, große Sprünge sind nicht drin, aber im Großen und Ganzen wage ich zu behaupten, dass es gut machbar und miteinander vereinbar ist.

Ich liebe die Atmosphäre in der Universität, liebe das Streben von Wissen, die Stille in Bibliotheken, intellektuelle Gespräche auf ranzigen Sofas in selbstorganisierten Studentencafés und der Glaube eines Studenten daran, dass die Welt noch nicht verloren ist, sondern man um sie – sei es politisch, gesellschaftlich oder moralisch – noch kämpfen kann. Und ich finde schön, wenn ich all das meinen Kindern mit auf den Weg geben kann, wenn ich ihnen vermitteln darf, wie schön und wichtig Wissen ist und wie frei Bildung einen Menschen macht. Denn nur wer Bescheid weiß, ist in der Lage, gute und richtige Entscheidungen für sein Leben zu treffen.

 

Klassentreffen

Es war einmal…

… eine Schulklasse, die ihren Abschluss machte. Sommer 2004. Damals erklärte mir meine Freundin: “Und in zehn Jahren machen wir unser erstes Klassentreffen!” In den letzten zehn Jahren hat besagte Freundin immer wieder davon gesprochen und darum wundert es mich auch kein bisschen, dass sie es ist, die genau das für diesen Sommer organisiert hat: Klassentreffen. In den letzten Jahren habe ich vor ihr immer wieder betont, dass mich keine zehn Pferde dorthin kriegen werden, dass es ohnehin nur ein verspätetes, pubertäres Gehabe ist, ähnlich wie kleine Schuljungs ihr Gemächte in der Umkleidekabine miteinander vergleichen.

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Ich tat immer etwas arrogant, gleichgültig. Tatsächlich hatte ich in den letzten zehn Jahren aber genau ein Problem: Ich wusste nicht, als was für ein Mensch ich in die Heimat einkehren wollte. Meine damalige Deutschlehrerin erklärte einst versonnen vor versammelter Mannschaft, ich würde einmal Chefredakteurin der Süddeutschen sein. Sie glaubte an mich, mein Talent, meine Ziele. Eine Freundin erklärte mir als Teenie, während wir biertrinkend (ja, sowas habe ich gemacht, ich pöhses Mädchen!) auf ihrem Bett im Schneidersitz saßen, ich sei so ein Typ. So ein Karrieretyp eben. Und? Was ist passiert? Ich stecke mit knapp 28 mitten im Studium. Ich habe also “nichts” vorzuweisen. Stattdessen ist etwas eingetreten, das mir in damaliger Jugend wirklich niemand zugetraut hätte: Ich habe Kinder. Eine Familie.

Mittlerweile freue ich mich auf das Klassentreffen, weil ich endlich bei mir angekommen bin, weil ich mich kennen gelernt habe und weiß, was ich wirklich brauche, um glücklich zu sein. Ich habe Liebe gefunden und darf Liebe geben, das ist für mich ein sehr viel größeres Geschenk und der größere Erfolg, als jede Karriere. Mein Selbstwertgefühl hängt nicht länger von beruflichen Erfolgen ab und ich bin mit vielen belastenden Themen der Vergangenheit im Reinen.
Im Leben kommt es immer anders, als man denkt. Als siebzehnjährige Göre war ich fest davon überzeugt, dass ich überhaupt keine Kinder haben werde. Das war nie ein Thema für mich, kein Wunsch und kein Gegenstand meiner Zukunftsvorstellungen. Ich sah mich verwegen an einem Schreibtisch sitzen, der in einer Großstadtwohnung steht, und an verregneten Tagen bei einem Glas Rotwein wichtige Sachen schreiben. Darüber kann ich heute herzhaft lachen.

Mich lehren meine Kinder jeden Tag viel mehr, als ich sie lehren kann. Sie lehren mich, wie wertvoll es für einen selbst ist, wenn man anderen von sich gibt. Und oft denke ich, dass ich das meiste im Leben nur deshalb gelernt habe, um meinen Kindern davon zu erzählen und es ihnen als Rüstzeug für ihr eigenes Leben mitzugeben. Ich glaube fast, dass es sehr vielen Mamas draußen so ergeht wie mir, dass sie sich durch ihre Kinder rund und erfüllt und angekommen fühlen – das hat die Natur schon ganz fein so eingerichtet, finde ich.

Aber noch etwas ist hier ganz wichtig: Ich darf meinen Kindern die Mutter sein, die ich selbst nie hatte. Ich darf ihnen all die Liebe zukommen lassen, die ich selbst von der meinen nie erhielt. Und somit schließt sich für mich ein schmerzhafter Kreis, ich versöhne mich gewissermaßen mit meiner Vergangenheit und kann loslassen. Und ich hoffe, dass der Tag kommt, an dem ich auch vergeben kann. Ich glaube nämlich fest an das Prinzip der Vergebung, ich glaube, dass darin eine große Erlösung liegt.

 

Jedenfalls: Klassentreffen 2014. Man ey, ich freu mich so sehr, all die Ar*schnasen wieder zu sehen!

 

Schlaf, Kindlein, schlaf ein….

Schlaf. Dieses Ding, wovon Kinder irgendwie nichts wissen wollen.

 

Mein großer Sohn hat als Baby jede Nacht auf meinem Bauch geschlafen. Seine Wiege stand direkt neben dem Bett, das war mir aber viel zu weit weg: Monster, böse Männer, Raubvögel, die Ungeheuer unter meinem Bett… sie alle hätten mein kleines Baby entführen können. Auf meinem Bauch liegend fühlte ich mich diesbezüglich sicher. Aber noch ein anderer Punkt war mir SEHR wichtig: es mir einfach zu machen. Ich hatte absolut keine Lust, nachts aus dem Bett wanken und das Baby aus seinem Bettchen klauben zu müssen, sondern wollte so wenig Arbeit wie möglich. Das hat auch gut geklappt: Oft wachte ich morgens erholt auf und konnte nicht sagen, ob oder wie oft ich in der Nacht gestillt hatte, so automatisiert war das nächtliche Stillen irgendwann.

Das Baby wurde größer und irgendwann lag dann Nachts ein Kleinkind auf mir. Man muss dazu wissen: Sohni hat einen großen Kopf. Einen stahlbetonharten Kopf. Ich wurde nachts des Öfteren davon wach, dass ein fußballgroßer Stein auf meine Nase knallte. Nicht selten blutete ich, ziemlich oft glaubte ich meine Nase gebrochen. Denn Sohni wollte (würde er mit seinen 3 Jahren am liebsten heute noch) Kopf auf Kopf schlafen. Wurde ich also nachts nicht von derartigem wach, dann davon, dass ich keine Luft bekam. 10kg auf der Lunge liegen zu haben sind eben auch kein Pappenstiel. Als er dazu noch anfing, immer seine Hand in meine T-Shirt-Öffnung, also direkt unter die Achselhöhle, stecken zu wollen – das hat so, SO SEHR, gekitzelt!!! – reichte es. Ich beschloss, dass mein kleiner Mann ab sofort in seinem Bettchen schlafen durfte. Es dauerte ein halbes Jahr, bis das auch wirklich so klappte, dass alle glücklich mit dieser Lösung waren.

Nun also das Amselbaby. Und ja, es schläft auf meinem Bauch. Eigentlich nur dort richtig – oder in der Manduca. Selbst im Kinderwagen schläft unser kleines Mädchen nicht, sie braucht dafür körperliche Nähe. Ich genieße das sehr. Ich glaube fest daran, dass das die Beziehung zu meinen Kindern stärkt und intensiviert.

Und dennoch: Ich bin kein Freund vom Familienbett. Schon das Wort stört mich. Es impliziert für mich, dass man als Paar wirklich alles mit seinen Kindern teilt und das käme für mich einfach nicht in Frage. Unser Amselmädchen wird im Kleinkindalter auch ausquartiert werden, denn so sehr ich die Nähe zu meinen Kindern genieße, genieße ich auch die Privatsphäre mit meinem Partner und finde die wichtig. Ich erkläre meinem Sohn gerne abends, wenn er sich darüber beschwert, nicht mit uns bis in die Puppen aufbleiben zu dürfen, dass große Menschen auch einmal Zeit für sich bräuchten, dass Eltern auch mal mit sich alleine sein müssten. Und dass Kinder eben zu anderen Zeiten schlafen gehen.

Der Sohn ist übrigens sehr, sehr verkuschelt und körperbetont. Er kuschelt mit kompletten Körpereinsatz und sehr ausgiebig. Er umarmt gerne andere Menschen und wenn wir in großer Runde mit vertrauten Menschen stehen, kann es schon mal vorkommen, dass er alle der Reihe nach fest in die Arme schließt. Ich denke, dass das in seinem Wesen begründet liegt, aber ich glaube, dass auch die viele körperliche Nähe als Baby ihr Übriges dazu getan hat. Sage ich mir jedenfalls gerne 😉